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Karl Barths theologiegeschichtliche Vorlesungen waren keine trockene Historie, sondern interessierte, engagierte Darstellung des Stoffes. Das bestätigt sich in den erstmals erscheinenden Zwinglivorlesungen Barths: «Die Theologie Zwinglis» von 1922/23 bietet nicht nur eine spannende Auseinandersetzung mit der Zürcher Form reformierter Kirche und Lehre, sondern überdies einen bemerkenswerten Ansatz zu einem Gesamtverständnis der Reformation in ihrem Zusammenhang mit dem Humanismus, dem römischen Katholizismus und dem Schwärmertum.
Barths Hermeneutik geschichtlicher Phänomene entfaltet und bewährt sich in einer großen Darstellung des Abendmahlsstreits von 1529. Hier werden Luther und Zwingli in theologisch wie geschichtlich außerordentlich aufschlußreicher Weise gegen- und nebeneinandergestellt. Dabei wird deutlich, daß es trotz Auseinandersetzungen und gegenseitiger Polemik in den Motiven ihres Denkens Verbindendes gibt. Nicht nur an Zwingli, auch an Luther ist dabei Neues und Entscheidendes zu sehen und zu lernen. «Als Zwingli starb, da starb mit ihm, dem überhörten Wächter, dem abgelehnten Widersprecher auch der eigentlich lebendige, der prophetische, der reformatorische Luther. Was übrigblieb, das gehört in die Kirchengeschichte.»
Karl Barth (1886–1968) studierte Theologie in Bern, Berlin, Tübingen, Marburg und war von 1909 bis 1921 Pfarrer in Genf und Safenwil. Mit seiner Auslegung des Römerbriefes (1919, 1922) begann eine neue Epoche der evangelischen Theologie. Dieses radikale Buch trug ihm einen Ruf als Honorarprofessor nach Göttingen ein, später wurde er Ordinarius in Münster und Bonn. Er war Mitherausgeber von «Zwischen den Zeiten» (1923–1933), der Zeitschrift der «Dialektischen Theologie». Karl Barth war der Autor der «Barmer Theologischen Erklärung» und Kopf des Widerstands gegen die «Gleichschaltung» der Kirchen durch den Nationalsozialismus. 1935 wurde Barth von der Bonner Universität wegen Verweigerung des bedingungslosen Führereids entlassen. Er bekam sofort eine Professur in Basel, blieb aber mit der Bekennenden Kirche in enger Verbindung. Sein Hauptwerk, «Die Kirchliche Dogmatik», ist die bedeutendste systematisch-theologische Leistung des 20. Jahrhunderts.
Nach dem Abitur am Gymnasium Leopoldinum in Detmold studierte Freudenberg zwischen 1982 und 1989 Evangelische Theologie, Lateinische Philologie und Pädagogik in Göttingen und in Tübingen. Seine Studien schloss er mit dem Ersten Kirchlichen Examen und dem Ersten Staatsexamen ab. Nach dem Vikariat in Schwalenberg und dem Zweiten Kirchlichen Examen war Freudenberg ab 1992 Wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Reformierte Theologie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, wo er 1996 über Karl Barth und die reformierte Theologie zum Doctor Theologiae promovierte und sich 2002 im Fach Systematische Theologie mit Studien zur Geschichte und Theologie der reformierten Kirchen habilitierte. Es folgten Lehraufträge an den Universitäten Bamberg, Erlangen und Göttingen.
2006 wurde er Hochschuldozent für Systematische Theologie mit Schwerpunkt Reformierte Theologie in Wuppertal. Mit seiner Professur verbunden war die Pfarrstelle der evangelisch-reformierten Gemeinde im niederbergischen Schöller. Seit 2012 ist er Landespfarrer bei der Evangelischen Studierendengemeinde (ESG) an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken.
Freudenbergs Werk befasst sich schwerpunktmäßig mit dem renommierten reformierten Theologen Karl Barth, an dessen Gesamtausgabe er beteiligt war. Weiter hat Freudenberg Texte für die Calvin-Studienausgabe übersetzt, kommentiert und ediert. Daneben ist Matthias Freudenberg Autor zahlreicher Beiträge des BBKL.